Geschichte der Familie Prignitz
Die Lebensgeschichte der Fischerfamilie Prignitz an ihrem Wohnort Hohen Viecheln lässt sich über dreihundert Jahre verfolgen, was auf einer Holztafel im Eingangsbereich des Fischereihofs zu ersehen ist: Das ist für eine Familiengeschichte schon ein beachtlicher Zeitraum, in dem Generationen von Fischern in Mühen und Freuden, bei Wind und Wetter, ihr Dasein, ihren Beruf und ihren Nachkommen zur Weiterführung dieses imposanten Gewerbes gedient haben.
Im Jahre 1715 erhält Cord Prignitz das Recht: "Die Fischerei zu Hohen Viecheln in Erbpacht am 07.05.1715 zusamt dem Ahlfang in dem Fluß daselbst ...".
War es am Anfang, Carl Leopold, der den Berufsweg der Fischerfamilie durch die sogenannte „Fischereigerechtigkeit“ am Standort Hohen Viecheln ebnete, so haben in der Folge so manche Nachkommen der Familie hart um den Erhalt der Fischerei und ihrer Rechte kämpfen müssen. Die Erbpacht durch den Landesherrn war der Dank dafür, dass Fischer Prignitz den Herzog von Schwerin nach kriegerischen Auseinandersetzungen vor seinen Verfolgern in seinem Haus und auf einer Insel versteckte und ins freie Wismar schmuggelte.
Vom Erbpachtvertrag von 1715 bis zum 1796 genehmigten Erbbesitz war es ein langer, manchmal dorniger Weg. 1771 erfolgt die Umwandlung der Erbpacht in einem 30 Jahre dauernden Pachtvertrag. 1796 wird die Erbpacht endgültig in landesherrlicher Gnade anerkannt, die 1800 in Kraft tritt. Trotz vieler Kriegszüge, angefangen von den Nordischen Kriegen bis in das 20. Jahrhundert, waren die Bedrückungen auch immer wieder für die Fischerfamilie spürbar. Zwischendurch schienen längere Friedensperioden auch wieder Aufschwung für die Viecheler Fischerei zu bringen. Doch rissen steuerliche und andere Auflagen wieder auch für die Fischerfamilie Lücken in den Etat. Selbst der Kampf um den Erhalt der Fischerei musste durch die Heirat einer Fischertochter mit einem Mann gleichen Namens gewährleistet werden. Dann waren es wiederum Kriege, wie der Erste und der Zweite Weltkrieg, deren Folgen auch für die Prignitzfamilie einschneidend waren.
1945 erfolgt die Enteignung der 100 ha der Familie Prignitz im Rahmen der Bodenreform durch die neuen Machthaber. Das Fischereirecht wird allerdings nicht miterfasst, so dass dieses bis 1989 ununterbrochen fortbesteht. 1959 ging der Fischer in die Wismarer Fischereigenossenschaft, wobei der Bereich Hohen Viecheln als eigene Brigade fortbestand. Ab 1981 arbeitete Tobias Prignitz mit seinem Vater zusammen in der Brigade.
Im Jahr 1991 wird die Fischerei Prignitz in Hohen Viecheln neu gegründet. Da der Vater 1986 gestorben ist, arbeiten Mutter, Sabine Prignitz und Sohn in einer GbR zusammen.
Heute ist es Tobias Prignitz, der in der 10.Generation dieser Familie die Fischerei erfolgreich weiter bewirtschaftet und auch die 11. Generation, mit Christopher Prignitz arbeitet schon auf dem Hof.
Durch die Fischerei wird der Nordteil des Schweriner Sees, knapp 500 ha, die Döpe, der Kleekamper und Dambecker See, sowie 2 ha Wallensteingraben bewirtschaftet.
Die fischereiliche Nutzfläche beträgt heute 588 ha, wobei einige Gewässer in Naturschutzgebiete mit verschiedenen Auflagen liegen. Die Bewirtschaftung der Seen erfolgt landesüblich. Das bedeutet konkret den Einsatz von Groß- und Kleinreusen, Stellnetzen, Zugnetzen, Aalschnüren, stationärer Aalfang und Elektrofischerei. Eine Besonderheit in der Bewirtschaftung ist das Festhalten an der Zugnetzfischerei unter Eis. Hauptfischarten im Fang sind der Aal, Karpfen, Zander, Hecht, Barsch und Schleie. Die Vermarktung der Fische erfolgt zu 95 % über Hofverkauf, zusätzlich werden einige Gaststätten mit frischen Fisch beliefert. Im Laden werden einheimische Süßwasserfische in verschiedenen Be- und Verarbeitungsstufen angeboten. Zur Abrundung des Angebots werden Forellen, Aal und Karpfen veredelt und vermarktet.
Die Fischerei Prignitz zeigt, wie eine Familientradition durch viele Jahrhunderte trotz wechselhafter Bedingungen bewahrt werden kann.
Wer weiteres über die Geschichte der Fischerei Prignitz erfahren möchte, kann das Buch „300 Jahre Geschichte Fischerfamilie Prignitz” Käuflich erwerben.